Möchte ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein und wachsen, müssen Investitionen und Anschaffungen getätigt werden. Für ein produzierendes Gewerbe kann das etwa der Erwerb einer neuen Maschine sein. Um jedoch möglichst wirtschaftlich zu handeln, sollten dabei bestimmte Finanzierungsregeln beachtet werden. Eine davon ist die sogenannte goldene Bilanzregel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die goldene Bilanzregel ist eine wichtige Finanzierungsregel für Unternehmen.
- Sie besagt, dass langfristig gebundenes Anlagevermögen im Unternehmen auch langfristig finanziert werden sollte.
- Im Gegenzug sollte (kurzfristig gebundenes) Umlaufvermögen ebenfalls kurzfristig finanziert werden.
- Die Basis der goldenen Bilanzregel ist demnach eine Fristenkongruenz, die bei der Anschaffung von Vermögensgegenständen beachtet werden sollte
Goldene Bilanzregel Definition – Wie lautet die goldene Bilanzregel?
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der goldenen Bilanzregel um eine von vielen Finanzierungsregeln, die beim Erwerb von Vermögensgegenständen zu beachten ist.
Die goldene Bilanzregel besagt, dass Anlagevermögen, welches im Unternehmen auch langfristig gebunden ist, ebenfalls langfristig finanziert werden sollte. Umlaufvermögen, also kurzfristig gebundenes Vermögen, sollte dementsprechend kurzfristig finanziert werden.
Manchmal wird die goldene Bilanzregel auch als goldene Bankregel bezeichnet.
Bevor die goldene Bilanzregel in Formeln dargestellt und berechnet wird, sollten jedoch zunächst einige wichtige Definitionen geklärt werden, die für das Verständnis erforderlich sind.

Wichtige Definitionen
Fristenkongruenz
Eine Kongruenz bedeutet Gleichheit oder Übereinstimmung, sodass sich der Begriff auch in der Betriebswirtschaftslehre leicht ableiten lässt. Hier besagt die Fristenkongruenz nämlich, dass Mittelherkunft und Mittelverwendung übereinstimmen müssen.
Anlagevermögen
Als Anlagevermögen werden die Vermögensgegenstände bezeichnet, welche dem Unternehmen über einen langen Zeitraum zur Verfügung stehen. Das können für die Produktion benötigte Maschinen, Fahrzeuge oder auch Immobilien sein.
Umlaufvermögen
Das Gegenstück zum Anlagevermögen ist das Umlaufvermögen. Dieses bezeichnet Vermögensgegenstände, welche dem Unternehmen nur für einen kurzen Zeitraum zur Verfügung stehen. Beispiele hierfür sind zum Verkauf vorgesehene Waren oder Materialien, die in der Produktion benötigt werden.
Langfristige Finanzierung
Der Begriff der langfristigen Finanzierung hat ebenfalls unterschiedliche Bedeutungen. Einerseits kann ein Unternehmen das Eigenkapital zur langfristigen Finanzierung einsetzen. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, Darlehen oder Kredite zur Finanzierung neuer Vermögensgegenstände zu verwenden. In diesem Fall spricht man von langfristigem Fremdkapital.
Goldene Bilanzregel als Kennzahl
Berechnet man den Deckungsgrad nach der goldenen Bilanzregel, entsteht eine wichtige Kennzahl, die Unternehmen für ihre finanzielle Planung nutzen können. Kommt bei der Berechnung durch die verschiedenen Formeln mindestens 1 heraus, ist das ein gutes Zeichen für ein Unternehmen. In diesem Fall ist nämlich die Kongruenz erfüllt.
Goldene Bilanzregel Formel – Deckungsgrad 1, Deckungsgrad 2 & Deckungsgrad 3
Bei der Berechnung der goldenen Bilanzregel (Formel) gibt es verschiedene Deckungsgrade – Deckungsgrad 1, Deckungsgrad 2 und Deckungsgrad 3 – welche mit unterschiedlichen Formeln berechnet werden. Je nachdem, wie der Begriff der langfristigen Finanzierung vom Unternehmen bei der Anschaffung eines Vermögensgegenstands ausgelegt wird, kommt eine andere Deckungsgrad-Formel zum Einsatz.
Deckungsgrad 1 (enge Fassung)
Der Deckungsgrad 1 der goldenen Bilanzregel wird oft auch als enge Fassung bezeichnet, da hier einzig das Eigenkapital für die langfristige Finanzierung zum Einsatz kommt. Da die meisten Firmen eine Neuanschaffung nicht vollständig über das Eigenkapital finanzieren können, findet die enge Fassung in der Realität eher selten Anwendung. Berechnet wird die goldene Bilanzregel mit der folgenden Deckungsgrad 1 Formel:
Deckungsgrad 1 = Eigenkapital / Anlagevermögen
Deckungsgrad 2 (erweiterte Fassung oder silberne Bilanzregel)
Wie bereits erwähnt tritt der Fall einer Finanzierung rein durch Eigenkapital fast nie ein. Deswegen greifen viele Unternehmen auf Deckungsgrad 2 zurück, welcher auch als erweiterte Fassung oder silberne Bilanzregel bezeichnet wird. Das bedeutet, dass langfristiges Fremdkapital, also Darlehen oder Kredite, als Finanzierungsmöglichkeit für Neuanschaffungen verwendet werden. Dabei ändert sich die erste Deckungsgrad Formel hin zur Deckungsgrad 2 Formel wie folgt:
Deckungsgrad 2 = (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / Anlagevermögen
Deckungsgrad 3 (weite Fassung)
Deckungsgrad 3 wird auch als weite Fassung bezeichnet. Diese Rechnung wird von Unternehmen ausgeführt, um herauszufinden, ob das Anlagevermögen und langfristige Umlaufvermögen durch Eigenkapital und das langfristige Fremdkapital finanziert werden können. Die weite Fassung wird mit der Deckungsgrad 3 Formel berechnet:
Deckungsgrad 3 = (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / (Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen)

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Goldenen Bilanzregel Beispiel – Anwendung der Formel
Angenommen, ein Logistikunternehmen möchte seinen Fuhrpark um einen neuen Lkw erweitern. Seine Bilanz sieht folgendermaßen aus:
Eigenkapital: 50.000 €
Langfristiges Fremdkapital: 150.000 €
Anlagevermögen: 80.000 €
Langfristiges Umlaufvermögen: 30.000 €
Würde das Unternehmen den Lkw für einen Wert von 80.000 € rein mit seinem Eigenkapital, also mit dem Deckungsgrad 1, finanzieren wollen, würde die Rechnung folgendermaßen aussehen:
50.000 € / 80.000 € = 0,625
Der errechnete Wert ist kleiner als 1, was bedeutet, dass das Logistikunternehmen die goldene Bilanzregel nicht erfüllt und den Lkw nicht allein mit seinem Eigenkapital finanzieren kann.
Wird die erweiterte Fassung, also Deckungsgrad 2, verwendet, ändert sich die Rechnung wie folgt:
(50.000 € + 150.000 €) / 80.000 € = 1,875
Da der Wert größer als 1 ist, ist die goldene Bilanzregel erfüllt und das Unternehmen kann seinen neuen Lkw finanzieren.
Um den Deckungsgrad 3 zu berechnen, fließt zusätzlich das langfristige Umlaufvermögen mit in die Rechnung ein. Dies sieht für das Logistikunternehmen so aus:
(50.000 € + 150.000 €) / (80.000 € + 30.000 €) = 1,364
Auch in diesem Fall ist der Wert größer als 1, die goldene Bilanzregel ist erfüllt und das Unternehmen kann seinen neuen Lkw finanzieren.
Kennzahlensystem der betriebswirtschaftlichen Investitions- und Finanzierungslehre
Liquiditätsregeln
Unter Liquidität versteht man in der Betriebswirtschaftslehre die Fähigkeit eines Unternehmens, die fälligen Verpflichtungen fristgerecht und uneingeschränkt begleichen zu können. Sie gibt also Auskunft über die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens. Außerdem kann diese Kennzahl dazu genutzt werden, den Cashflow im Unternehmen zu verbessern.
Dabei unterscheidet man drei Liquiditätsgrade:
- 1. Liquiditätsgrad: Beim 1. Liquiditätsgrad geht es um das Verhältnis von liquiden Mitteln (z.B. Bankguthaben oder Kassenbestand) zu kurzfristigen Verbindlichkeiten (z.B. Schulden mit einer Restlaufzeit von bis zu einem Jahr). Dieser Liquiditätsgrad wird auch als Barliquidität bezeichnet.
- 2. Liquiditätsgrad: Der 2. Liquiditätsgrad wird auch Einzugsliquidität genannt und beschreibt das prozentuale Verhältnis von flüssigen Mitteln, Wertpapieren und kurzfristige Forderungen zu kurzfristigen Verpflichtungen. Als Richtwert für den 2. Grad sollten etwa 100 % angesetzt werden – jedoch unter Beachtung eventueller Forderungsausfälle.
- 3. Liquiditätsgrad: Der 3. Liquiditätsgrad bezeichnet das Verhältnis des gesamten Umlaufvermögens zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Ein guter Richtwert für diesen Grad sind 200 %, da im Falle von 100 % das Umlaufvermögen gerade dazu ausreichen würde, um Verbindlichkeiten zu decken, ohne dabei Forderungsausfälle zu beachten.
Vertikale Proportionalitätsregeln
Die Passivseite der Bilanz – also der Teil, der sich mit den Finanzierungsquellen der Vermögenswerte auf der Aktivseite befasst – rückt in den vertikalen Proportionalitätsregeln in den Vordergrund. Hier geht es um das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Fremdkapital.

Horizontale Proportionalitätsregeln
Das Gegenstück zu den vertikalen Proportionalitätsregeln stellen die horizontalen Proportionalitätsregeln, welche sich mit dem Verhältnis von Aktiva und Passiva beschäftigen.

Einordnung der goldenen Bilanzregel
Auch die goldene Bilanzregel mit ihren Deckungsgraden kann den Proportionalitätsregeln zugeordnet werden, welche die Struktur aller Bilanzregeln vorgeben. Die goldene Finanzierungsregel und die daraus resultierende goldene Bilanzregel gehören zu den horizontalen Proportionalitätsregeln.
Fazit
Vermögensgegenstände spielen in den meisten Unternehmen eine tragende Rolle für den Erfolg und können bei Neuanschaffung zum Wachstum und gesteigerter Produktivität beitragen. Wie diese Vermögensgegenstände finanziert werden sollten und ob sich das Unternehmen die Investition leisten kann, ist jedoch eine andere Frage.
Hier hilft die goldene Bilanzregel dabei, Klarheit zu schaffen. Sie ist eine der wichtigsten Kennzahlen, die ein Unternehmen kennen sollte, um auch auf lange Sicht wirtschaftlich zu arbeiten.
FAQ mit Fragen und Antworten zum Thema
Die goldene Bilanzregel beschäftigt sich mit der Finanzierung von Vermögensgegenständen und besagt, dass Anlagevermögen langfristig und Umlaufvermögen kurzfristig finanziert werden sollten.
Unabhängig davon, welcher Deckungsgrad berechnet werden soll, ist die goldene Bilanzregel dann erfüllt, wenn der errechnete Wert mindestens 1 ergibt.
Die goldene Bilanzregel Formel für den 1. Deckungsgrad lautet Eigenkapital / Anlagevermögen.
In der goldenen Bilanzregel wird der 1. Deckungsgrad errechnet, indem das Eigenkapital durch das Anlagevermögen geteilt wird. Die Formel lautet also: Eigenkapital / Anlagevermögen.
Der Deckungsgrad 2 der goldenen Bilanzregel wird errechnet, indem Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital addiert und anschließend durch das Anlagevermögen geteilt werden. Die entsprechende Formel ist: (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / Anlagevermögen.
Der 3. Deckungsgrad der goldenen Bilanzregel wird berechnet, indem das Eigenkapital und das langfristige Fremdkapital addiert und durch das addierte Anlagevermögen und langfristige Umlaufvermögen geteilt werden. Die Formel dazu lautet: (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / (Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen).
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